Das Richtige tun!

Liebe Eltern,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Freunde des Einhard-Gymnasiums,

historische Verantwortung wiegt schwer, auch wenn die zu tragenden und zu ertragenden Ereignisse als Erbschaften so weit an Jahren zurückliegen, dass sich nur noch wenige an sie erinnern können. Meist sind es jedoch die Opfer, die sich sehr wohl erinnern und manchmal Jahrzehnte darauf warten, dass sie gesehen, gehört, dass ihnen geglaubt, dass sie rehabilitiert und vielleicht sogar entschädigt werden.

Das Bistum Achen machte kürzlich eine Liste von Männern als mutmaßliche oder überführte Täter im ordinierten Dienst der Kirche bekannt. Die Vorwürfe wiegen schwer: sexualisierte Gewalt an ihnen anvertraute Kinder und Jugendliche. Die Aachener Zeitung nannte im Rahmen einer entsprechenden Themenreihe auch den Namen eines Priesters und Lehrers, der zwischen 1947 und 1983 u.a. auch am Einhard-Gymnasium unterrichtete: Herrn Franz Adolf Koenigs als mutmaßlichen Täter.

In der Vergangenheit reagierten Institutionen meist zu schwach oder gar nicht oder viel zu spät auf Hinweise und Klagen. Vertuschung, Leugnung, Versetzung und Stillschweigen waren die Instrumente dazu über Jahrzehnte, angewendet von Personen, die – so unwahrscheinlich dies auch klingen mag – glaubten, als Vorgesetzte das Richtige im Sinne der Institution und einer möglichen Schuld, die auf dieser lasten könnte, zu tun.

Der Journalist Felix Schlagwein brachte es 2019 mit acht Worten auf den Punkt: „Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung“. Verantwortung gilt immer für jetzt und für die Zukunft, die Verantwortungsträger und Verantwortungsträgerinnen zu gestalten haben.

Die Schulleitung des Einhard-Gymnasiums des Jahres 2023 stellt sich ihrer historischen Verantwortung. Wir wollen alles daran setzen, dass sich die von Kirche und Journalismus beschriebenen mutmaßlichen Taten jetzt und in der Zukunft niemals wieder ereignen. Wir wollen entschieden sein in unserer Haltung, in unserer Kommunikation und in unseren Reaktionen. Wir bezeugen unser tiefes Mitgefühl für alle bekannten und unerkannt gebliebenen Opfer.

Für das Einhard-Gymnasium,

Ralf Gablik, Schulleiter

und

Volker Richterich, stellvertretender Schulleiter