Erich Salmang, Betty geb. Hartoch und Marion Salmang


Erich Salmang wurde am 2. August 1904 in Eilendorf, Landkreis Aachen, als Sohn von Albert Salmang und Julie Salmang geb. Billig geboren. Zur Erinnerung an seine Eltern Julie und Albert Salmang und seinen Bruder Max wurden im Frühjahr 2020 Stolpersteine in Aachen vor ihrem Haus im Templergraben 22 verlegt. Erich und Max hatten noch zwei weitere Brüder, die rechtzeitig fliehen konnten, Joseph am 20.1.1939 nach Buenos Aires/ Argentinien und Leo ebenfalls 1939 nach England.

Die folgende Verlobungsanzeige erschien am 24. Dezember 1926 in der Tageszeitung Aachener Anzeiger – Politisches Tageblatt:

Im Januar 1928 heiratete Erich Salmang die am 8. September 1906 in Aachen geborene Betty Hartoch, Tochter des Ehepaares Oskar Hartoch und Emma geb. Hartog.

Am 4. April 1931 zeigten Erich und Betty Salmang im Aachener Anzeiger „hocherfreut die glückliche Geburt eines kräftigen Mädels“, ihrer Tochter Marion an:


Über das Leben von Erich Salmang kennen wir nicht viele Details. Wir wissen jedoch, dass er, genau wie seine Brüder und seine Frau, sehr sportlich war und als Leichtathlet und Wanderführer Mitglied des Jüdischen Turnclubs (JTC) 1906 Aachen.

Im Jahr 2019 erschien im Wallstein-Verlag das Buch Juden im Sport in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Nordrhein-Westfalen.

Auf der Seite 95 findet sich dort der folgende Eintrag zum JTC:

„Jüdischer Turnclub (JTC) Aachen 1906; Gründung/Erster Nachweis:1906; Auflösung/Letzter Nachweis: 1933“

und dann folgt eine Mitgliederliste, in der auf der Seite 98 Erich und auch seine Brüder Joseph und Leo sowie seine Frau Betty mit ihren Funktionen im Verein aufgeführt sind:

In den Aachener Adressbüchern findet man Erich Salmang in den Ausgaben von 1929 bis 1932 und dann wieder in den Jahren 1937 und 1938 mit den Einträgen Salmang, Erich, Kaufmann unter der Adresse Alfonsstraße 4. Vermutlich hat die junge Familie von 1933 bis 1936 nicht in Aachen gewohnt und ist dann in das elterliche Haus von Betty zurückgekehrt.

Wir können schließen, dass Erich Salmang mit seiner Frau und seiner Tochter im Laufe des Jahres 1939, in dem Jahr in dem auch seine Brüder Leo und Josef emigrierten, nach Belgien geflohen ist. Sein Name findet sich nämlich in einer Liste von zwischen dem 10. und dem 15. Mai 1940 aus Belgien nach St.-Cyprien in Südfrankreich deportierten jüdischen Flüchtlingen in dem 2006 in Brüssel erschienen Buch

La liste de Saint-Cyprien : l’odyssee de plusieurs milliers de juifs expulsés le 10 mai 1940 par les autorités belges vers les camps d’internement du sud de la France, antichambre des camps d’extermination. (Unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien am 10. Mai 1944 inhaftierten die belgischen Behörden alle männlichen deutschen Flüchtlinge älter als 15 Jahre und deportierten sie in Lager in Südfrankreich.)

Aus dieser Liste geht hervor, dass Erich Salmang in Brüssel inhaftiert wurde und von dort aus nach Frankreich, zunächst vorübergehend in das Militärlager Le Vigeant in Zentralfrankreich und dann ins Internierungslager St.-Cyprien am Mittelmeer, deportiert wurde.

Im Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945) ist Erich Salmang bisher nicht aufgeführt.

Aber man erfährt etwas über sein weiteres Schicksal im Moniteur Belge / Belgisch Staatsblad Ausgabe 226:

En date du 25 mai 1948 M. le Ministre de la Reconstruction a déclaré présumés décédés, les nommés:

……………………………….

Salmang, Erich, né à Eilendorf (Allemagne) le 2 aout 1904, ingénieur, demeurant à Schaerbeek, rue des Palais, 23, époux de Hartoch, Betty; à Blechhammer (Allemagne), début 1944;

Dort wird also dokumentiert, dass der am 2.8.1904 in Eilendorf geborene Erich Salmang am 13. August 1948 vom belgischen Ministerium für Wiederaufbau für tot erklärt wurde. Es heißt dort weiter, dass Erich Salmang, Ehemann von Betty Hartoch, Ingenieur, vor seiner Deportation in Schaarbeek in der Rue des Palais 23 gelebt hat und Anfang 1944 im Lager Blechhammer verstarb. Schaarbeek ist eine Gemeinde in der Region Brüssel-Hauptstadt. Blechhammer in der Nähe von Kattowitz etwa 90 Kilometer von Auschwitz entfernt war u.a. ein Außenkommando des Konzentrationslagers Auschwitz.

Betty Salmang und die gemeinsame Tochter Marion haben in Belgien überlebt. Betty Salmang kehrte später wieder nach Aachen zurück. Im Jahr 1955 lebte sie in der Bismarckstraße. Am 8.3.1990 ist sie in Aachen verstorben. Die Tochter Marion heiratete den Belgier Jacques Moxhon-Labrousse und blieb in Belgien. Sie bekam zwei Kinder und verstarb am 21. April 2011 in Lüttich.

Wir hatten zunächst nur einen Stolperstein zur Erinnerung an den ermordeten Familienvater Erich Salmang beantragt. Nach der Sichtung der Daten unseres Antrages kontaktierte uns die zu der Zeit für die Steininschriften zuständige Mitarbeiterin von Gunther Demnig, Frau Karin Richert, um genauere Informationen über die Familien der Opfer zu bekommen. Dann wies sie uns sehr eindringlich darauf hin, dass es im Sinne des Stolpersteinprojektes wichtig sei, nicht nur an die ermordeten Opfer zu erinnern, sondern mit ihnen auch die geflohenen überlebenden Familienmitglieder in ihrem alten Wohnumfeld präsent werden zu lassen, so dass augenfälliger wird, wie die ganze Familie Opfer wurde, zerstört, zerstreut, in die Flucht getrieben. Daher haben wir uns entschlossen, auch an die nach Belgien geflohenen und dort überlebenden Angehörigen von Erich Salmang, seine Frau Betty und die gemeinsame Tochter Marion durch Stolpersteine in der Alfonsstraße zu erinnern, wo die junge Familie gemeinsam lebte und von wo aus sie gemeinsam geflohen ist.