Josef, Juli (geb. Mann), Paul, Hans und Betty Herz
In einem Gespräch über Stolpersteinverlegungen in Aachen bat mich (W. Felsch) der Aachener Autor Helmut Clahsen, bei der Beantragung von Stolpersteinen gelegentlich auch einmal an seine Mutter Else Clahsen und seine Großmutter Paula Klein zu denken. Bei den Recherchen zu Paula Klein wurden wir auf ihren Bruder Josef Herz aufmerksam, der auch von Aachen aus deportiert und, ebenso wie seine Frau und zwei seiner Kinder, ermordet wurde.
Josef Herz wurde als sechstes von acht Kindern des Ehepaars Abraham Herz und Lisette geb. Heinemann am 28.8.1871 in Aachen geboren. Er machte eine Ausbildung zum Schneider und führte über viele Jahre ein Maßgeschäft in Aachen, zunächst am Büchel und später im Haus Holzgraben 14-18 / Peterstraße 1, wo die Familie auch lange Zeit wohnte.
Werbeanzeige im Aachener Anzeiger – Politisches Tageblatt vom 5.10.1902
Eintragung im Aachener Adressbuch 1935
Josef Herz heiratete die am 31. August 1876 in Ermetzhofen geborene Jüdin Julie Mann. Das Paar hatte drei Kinder: Paul, * 17.6.1902, Hans, * 13.11.1905 und Betty, * 8.12.1911, alle in Aachen geboren.
Die Geburt des ersten Kindes wird am 18. Juni 1902 mit der folgenden Geburtsanzeige im Aachener Anzeiger – Politisches Tageblatt bekannt gegeben:
In dem Verzeichnis der in Aachen lebenden Juden vom August 1935, Tabelle Nr. 33 in H. Lepper, Von der Emanzipation zum Holocaust, ist Paul als Verkäufer, Hans als Lagerist und Betty als Lehrmädchen aufgeführt.
Die Eltern Josef und Julie Herz und ihr jüngstes Kind Betty wurden am 25. März 1941 in Aachen im Ghetto Eupener Straße 249 interniert. In der im Buch von H. Lepper veröffentlichten Liste der Insassen des Ghettos Eupener Straße 249 werden sie mit früherer Wohnung Harskampstraße 28 aufgeführt. Vor der Internierung hatten sie also ihre Wohnung schon einmal wechseln müssen, vermutlich auch wegen der zunehmenden Boykotte jüdischer Geschäfte. Betty Herz ist in der Liste zur Eupener Straße 249 mit der Berufsbezeichnung Modistin eingetragen.
Mit dem Deportationszug, der am 22.3.1942 ab Koblenz in den Osten fuhr, wurden Josef, Julie und Betty Herz nach Izbiza deportiert und dort ermordet.
Der Dokumentation über die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 im Bundesarchiv ist zu entnehmen, dass der Sohn Paul Herz in die Niederlande emigrierte und dort im August 1942 verhaftet und im Lager Westerbork interniert wurde. Von Westerbork aus wurde er am 28.8.1942 nach Auschwitz deportiert, von dort weiter ins Konzentrationslager Groß-Rosen und schließlich am 10.2.1945 ins Konzentrationslager Buchenwald. In Buchenwald vertarb er am 24. Februar 1945.
Sein Bruder Hans Herz emigrierte nach Angaben seines Cousins Helmut Clahsen 1937 nach Belgien und lebte dort zeitweise in Antwerpen und in Brüssel. 1943 wurde er verhaftet und zunächst in Fort Breendonk bei Antwerpen inhaftiert und dann in der Dossin-Kaserne in Mechelen (Malines). Am 19.4.1943 wurde er mit dem Transport XX nach Auschwitz deportiert. Er überlebte das Todeslager und wurde am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit. Nach längerem Aufenthalt in einem russischen Militärlazarett in Polen und einem Krankenhaus in Prag, kehrte er 1949 nach Aachen zurück, wo er am 26.9.1981 im Alter von 75 Jahren verstarb.
Stolpersteinverlegung in der Peterstraße am 9. Juni 2022: